Doppelpunkt oder Genderstern?
26.10.2021 - Daniella SchoriSo schreiben Sie gender-konform und trotzdem gut lesbar
Die gendergerechte Schreibweise soll die Gleichstellung der Geschlechter zum Ausdruck bringen, Gebrauchstexte sollen prägnant und leicht lesbar sein. Wie kann der Balance-Akt gemeistert werden?
/ Schrägstrich: Wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in
Diese Form ist eigentlich nicht angemessen, da sie die Option «divers» nicht berücksichtigt – und ausserdem wird damit jeder Text schwerfällig.
* Sternchen: Mitarbeiter*innen
Das Sternchen strahlt in alle Richtungen und symbolisiert die Vielfalt der Geschlechtsidentitäten. Damit wird ein Text gender-korrekt und lässt sich trotzdem ganz gut lesen.
: Doppelpunkt: Mitarbeiter:innen
Der Gender:Doppelpunkt gilt als leser:innenfreundlicher als das Sternchen. Er kann von Sprachausgabeprogrammen für Menschen mit Sehbehinderung auch am besten wiedergegeben werden – weil für den Doppelpunkt eine kurze Sprechpause eingefügt wird. So richtig befriedigend ist diese Lösung aber auch nicht.
Geschlechtsneutrale Ausdrücke
Ob der Mensch, die Person, der Gast oder das Mitglied besser sind? Im Plural verwendet, haut das hin. Bei Menschen, Personen, Gästen oder Mitgliedern dürften sich alle angesprochen fühlen.
Substantiviertes Partizip I und II und Adjektiv
Das funktioniert nur in der Pluralverwendung: Die Arbeitenden (Mitarbeitenden), die Studierenden, die Textenden. Oder kreativer; statt Journalist/-in kann alternativ von Medienschaffenden gesprochen werden.
Am besten gefällt uns, wenn Sätze grundsätzlich anders formuliert werden:
Mit einem Adjektiv:
Ärztlicher Rat – statt Rat des Arztes
Mit direkter Anrede:
Wir bitten Sie – statt die Mitarbeiter werden gebeten
Passiv oder wir:
Es muss Folgendes beachtet werden oder wir müssen Folgendes beachten – statt Besucher müssen Folgendes beachten
Relativsätze:
Alle, die teilnehmen – statt alle Teilnehmer
Ja, es ist knifflig. Schlussendlich muss jedes Unternehmen für sich entscheiden, welche Variante die geeignetste ist für die eigene Kommunikation. Wichtig ist zu überlegen, von welcher Zielgruppe ein Text gelesen und in welchem Medium er veröffentlicht wird. Wie sagte schon der Deutsch-Papst Wolf Schneider: «Einer muss sich plagen, der Schreiber oder der Leser.» Das gilt umso mehr, wenn der Text gender-konform sowie flüssig und gut lesbar sein soll.